StandfotografInnen sind die einzigen Mitglieder des Filmteams, die nicht unmittelbar mit der Herstellung des Filmes zu tun haben.
Sie sind nicht an jedem Drehtag am Set, sie bekommen maximal die Hälfte der Drehzeit, um alle entscheidenden Szenen zu fotografieren. Das wichtigste Ergebnis ihrer Arbeit sind die Filmstills – eben jene Fotos, die später auf Plakaten, in den Kinos, auf Citiylights sowie bei der Filmberichterstattung in Zeitungen, Zeitschriften, auf Webpages und anderen Internetauftritten zu sehen sind, um die Menschen ins Kino oder vor den Bildschirm zu holen.
Da sich diese Fotoauswahl letztendlich auf zwei Dutzend Fotos beschränkt, stehen die StandfotografInnen vor einer großen Aufgabe: Mit wenigen Fotos müssen die entscheidenden Elemente der Geschichte eingefangen werden, dabei sollen alle HauptdarstellerInnen, die wichtigsten Szenenbilder und eventuelle spektakuläre Ereignisse wie Stunts, Spezialeffekte und Massenszenen zu sehen sein.
Um die Geschichte des Filmes auf Fotos richtig wiedergeben zu können, imitieren die StandfotografInnen den Look des Filmes. Sie fotografieren ihre Bilder einerseits im Licht der Filmszene und passen den Look anschließend in der Bildbearbeitung durch Verändern von Farben und Gradation dem Look des Laufbildes an.
Für die Herstellung ihrer Stills kombinieren die StandfotografInnen zwei Arbeitsmethoden:
Einerseits entscheiden die StandfotografInnen, während die Filmszene gedreht wird, welche Einstellungen für ein Filmstill relevant sind. Diese werden, wenn die Einstellung abgedreht ist, von den StandfotografInnen nachinszeniert. Dabei verändern die StandfotografInnen durchaus einzelne Positionen und Blicke der DarstellerInnen, um Raum und Zeit, die beim Film durch Schwenks, Schnitte und Kamerafahrten erzeugt werden, auf ein Bild zu komprimieren. Im Idealfall ist es den SchauspielerInnen bewusst, dass sie die Filmszene bzw. die Einstellung passend für das Format “Foto” spielen sollen. Für die Herstellung eines solchen Filmstill stehen den StandfotografInnen 15 bis idealerweise 60 Sekunden zur Verfügung.
Bei der zweiten Arbeitsmethode fotografieren die StandfotografInnen mit einer lautlosen Kamera direkt während des Drehs der Einstellung mit. Das hat den Vorteil, dass gewisse Situationen, die schwer nachinszeniert werden können, wie Schlägereien, Massenszenen, Stürze ins Wasser uvm festgehalten sind. Es muss erwähnt werden, dass die StandfotografInnen sich während des Drehs kaum bewegen dürfen, da sie sonst die anderen Teammitglieder und SchauspielerInnen stören. Weiters können sie bei dieser Methode selbstverständlich auch nicht die Position der Filmkamera einnehmen und bekommen daher nicht immer den idealen Bildausschnitt.
Die Kunst ihres Metiers besteht vor allem darin, die Stimmung des Filmes auf Fotos zu bannen. Dies geschieht nicht unbedingt anhand der für den Film wichtigsten Szenenbestandteile. Manchmal sagen ein Gesichtsausdruck oder ein Stillleben viel mehr über eine Geschichte aus als eine Fotosammlung sämtlicher Ereignisse des Filmes.
So sind die StandfotografInnen immer auf der Jagd nach dem einen, repräsentativen Foto, das den ganzen Film in einem Bild wiedergibt.
Bei den meisten Filmprojekten finden so genannte Foto-Vorproduktionen statt. Hier wirken die StandfotografInnen unmittelbar an der Herstellung des Filmes mit. Denn es handelt es sich um Fotorequisiten, die extra für den Film produziert werden. Wenn die Hauptdarstellerin im Film zum Beispiel als große Konzertpianistin präsentiert wird, werden Plakate benötigt, auf denen sie am Klavier zu sehen ist. Und in ihrem Wohnzimmer sollen womöglich Fotografien von ihr zu sehen sein neben ihren (Film)Kindern und (Film)Geschwistern – also müssen all diese Fotos „besetzt“ und vor Drehbeginn hergestellt werden. Ehe das nicht geschehen ist, können die Szenen im Wohnzimmer der Pianistin nicht gedreht werden.
Eine weitere Aufgabe der Standfotografie umfasst die Herstellung von Arbeitsfotos, die die Dreharbeiten behind the scenes dokumentieren. Einige dieser Fotos werden schon während der laufenden Dreharbeiten für Presseaussendungen benutzt. Die meisten Arbeitsfotos kommen in Vorbereitung des Kinostarts zusammen mit den Standfotos zum Einsatz.
Die StandfotografInnen stellen auch die Plakatfotos her. Mit hochauflösenden Kameras werden die HauptdarstellerInnen in einem Fotostudio einzeln vor neutralem Hintergrund abgelichtet. Der für das Plakat gewünschte Hintergrund wird separat fotografiert und später werden die unterschiedlichen Komponenten von einem/einer GrafikerIn zum fertigen Filmplakat montiert.
“Und weil ein Bild mehr sagt als hunderttausend Worte, so weiß jeder Propagandist die Wirkung des Tendenzbildes zu schätzen: von der Reklame bis zum politischen Plakat schlägt das Bild zu, boxt, pfeift, schießt in die Herzen und sagt, wenns gut ausgewählt ist, eine neue Wahrheit und immer nur eine.”
(Kurt Tucholsky, 1926)
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